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K i r c h e n z e i t u n g

April 9, 2020
AKD neu bunt

Kirchenzeitung der Anglikanischen Kirche in Deutschland (AKD)

Nachrichten aus der anglikanischen Welt

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Ostern, das höchste Fest

Von Pastor Thomas Kohwagner, Erzdiakon

Tod und Auferstehung

In diesem Jahr ist alles anders. Ostern, das höchste Fest der Christenheit, wird nicht – wie sonst üblich – in öffentlichen Gottesdiensten gefeiert. Die Kirchen bleiben leer.

Ein kleines, unscheinbares Virus hat das Leben, wie wir es kennen, weltweit total verändert. Die sonst schon zur Gewohnheit gewordenen Reisen zu Ostern fallen aus.

Geschäfte bleiben geschlossen – ebenso wie Schulen und Kindergärten. Familienbesuche finden nicht mehr statt. Und was das Schlimmste ist: Alte und Sterbende in Pflegeheimen und Krankenhäusern dürfen nicht mehr besucht werden und bleiben mit ihrer Einsamkeit und ihrer Angst allein.

Das Leben ist zum Erliegen gekommen. Selbst diejenigen, die von der Pandemie nicht direkt betroffen sind, empfinden das als eine Art von Tod. Und das in der Frühlingszeit, in der sich die Natur überall anschickt, zu erwachen. Wir alle warten darauf, dass das ein Ende hat, dass das Leben zurückkehrt und alles wieder „normal“ wird. Im übertragenen Sinn warten wir auf die Auferstehung. Wir warten auf die Erfahrung, dass der Tod besiegt wird und wir neues Leben bekommen.

Was uns in diesen Tagen weltweit – aber doch im Kleinen – verdeutlicht wird, das hat im Tod Jesu und in seiner Auferstehung, derer wir jedes Jahr an Ostern gedenken, seinen absoluten Höhepunkt und seine Erfüllung gefunden. Jesus hat den Tod überwunden und besiegt! Nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern das Leben. Daran wollen wir festhalten – auch am Osterfest des Jahres 2020. Denn es eröffnet uns die Möglichkeit, all die kleinen Tode unseres Lebens besiegen zu können: den Tod der Hoffnung und der Zuversicht, den Tod des Lebensmutes und des Vertrauens, den Tod der Beziehungen und der Kommunikation, den Tod des Mitgefühls und der Empathie, den Tod des Glaubens und der Hoffnung. Euch allen wünsche ich eine besinnliche Karwoche und ein

Frohes und Gesegnetes Osterfest 2020

mit der Heilung für alles Zerbrochene, mit Lebensmut und Glauben und mit dem festen Vertrauen darauf, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.


Lasst uns also das Fest feiern

Von Dr. Sebastian Moll

Seder Feier

Denn als unser Paschalamm ist Christus geopfert worden. Lasst uns also das Fest feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit den ungesäuerten Broten der Aufrichtigkeit und Wahrheit.

Von „altem Wein in neuen Schläuchen“ spricht der Volksmund, wenn derselbe Inhalt in neuer Verpackung präsentiert wird. Der Ursprung für diese Redewendung findet sich jedoch im Munde Jesu: „Man füllt nicht neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche und der Wein wird verschüttet und die Schläuche verderben.“ (Matthäus 9,17) In diesen Satz ist viel hineingeheimnisst worden. Manche Theologen glaubten gar, darin eine Rechtfertigung für die Abschaffung des Alten Testaments aus dem kirchlichen Kanon zu erkennen, da es nicht mit dem Neuen kompatibel sei. Doch wie in so vielen anderen Situationen auch, richtet Jesus seine Worte hier nicht gegen das Gesetz als solches, sondern gegen dessen Auslegung durch die Pharisäer, deren Herzen verstockt und die in

ihren althergebrachten Formalien verhaftet waren, was sie unempfänglich machte für das Neue, das lebendige Wort Gottes, obwohl es direkt vor ihnen stand. Ja, sie gaben den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel, aber ließen das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben. Nicht aus mangelnder Frömmigkeit gingen sie verloren, sondern aus erstarrter Frömmigkeit. Sie erkannten die Zeichen der Zeit nicht, richteten ihren Blick zurück anstatt nach vorne. Wer dies aber tut, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes.

Ostern steht wie kein anderes christliches Fest für einen Neuanfang. Aber es geht dabei nicht um Rituale, nicht um Äußerlichkeiten, nicht um denselben Inhalt in neuer Verpackung, sondern um eine echte innere Erneuerung.

 Der Apostel Paulus ruft uns zu: „Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ (Epheser 4,22-24) Das neue Leben in Christus Jesus ist nicht mit dem alten Adam kompatibel, so wie der neue Wein den alten Schlauch zerreißt.

Angefangen hat diese Gleichnis-Rede Jesu übrigens damit, dass er gefragt wurde, warum die Pharisäer fasten, seine Jünger aber nicht. Er antwortete: „Wie können die Hochzeitsgäste Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist?“

Was für ein schönes Bild für das Osterfest! Auch Christen fasten, aber ihre Fastenzeit findet ihr Ende zu Ostern, dem Fest der Auferstehung unseres Herrn, dem Tag, an dem der Bräutigam aus dem Reich des Todes zu den Hochzeitsgästen zurückkehrt. An diesem Tag verbietet sich jede Freudlosigkeit. Lasst uns also das Fest feiern!


Ein Hirtenbrief zurzeit der Carona PandemieVon Bischof Meyer

Mit Hinweisen und Verlautbarungen in einer Zeit der Einschränkungen im gesellschaftlichen, persönlichen und kirchlichen Bereich und mit einem hoffnungsvollen Ausblick am Ende.  

1. Wir sagen nicht unsere Synode ab, aber verschieben sie auf Oktober

Liebe Geistliche, Prädikanten, Abgeordnete, Mitarbeiter und Freunde in der AKD. Seit einigen Wochen habe ich oft über die Entwicklung und Auswirkungen von COVID-19 nachgedacht, gebetet und mich mit anderen ausgetauscht. Auch wir stehen als Kirche mit den ständig wachsenden Herausforderungen, nämlich weiter Gottesdienste, Gemeindetreffen, etc. stattfinden zu lassen vor einer immer größer werdenden Verantwortung.

Deshalb hatte ich eine Bistumsrats-/Verwaltungsratssitzung vorzeitig einberufen, um ausstehende Fragen für die nächste Synode (22.-24. Mai) zu besprechen. Doch wegen rasanter Entwicklungen in unserer deutschen Gesellschaft – und mit Blick auf die restlichen EU Länder – berief ich eine vorgezogene BR / BVR Sitzung ein. Nach Beratung mit den Mitgliedern des BR/BVR (Leitung der Kirche zwischen den Synoden) haben wir dann folgende Entscheidung getroffen: Wir stornieren nicht unsere Synode, aber wir verschieben sie auf den 30. 10 – 1.11.2020.

Bezüglich der geplanten Einladung von Canon Rev. Dan Alger, ACNA Beauftragter für Gemeindepflanzung/-gründung zu unserer Synode, haben wir folgendes entschieden: Englischsprechende Interessenten der AKD soll die Gelegenheit gegeben werden, am Gemeinde-Gründung-Seminar der Free Church of England am 26.-28. Oktober in der Nähe von Lancaster teilzunehmen. Sprecher ist dort Canon Dan Alger. Er wird von Bischof Sutton, Bischof Fenwick FCE, aber auch von David Ayres und Jared Wensyel als Experte bezeichnet. Es wird eine Bezuschussung durch die Kirche für einige Teilnehmer vorgesehen, die sich entschließen vor unserer Synode dort teilzunehmen, um dann kurz danach auf unserer eigenen Synode davon frisch zu berichten.

2. Weitere Verschiebungen von kirchlichen Veranstaltungen.

Außerdem wird das St. Benedikt Wochenendseminar vom 20.-22. März sowie eine geplante Ordination von Prädikant Dr. Sebastian Moll zum Diakon am 4. April vorerst verschoben.

Alle kirchlichen Veranstaltungen werden bis auf Weiteres in der AKD solange untersagt, bis sie durch staatliche Behörden und kirchliche Entscheidung wieder erlaubt werden. In der Zwischenzeit sollen jedoch alternative Gottesdienstmöglichkeiten entwickelt und genutzt werden.

3. Alternativen für Live-Gottesdienste

Aus der Arbeitsgruppe Gemeindebau wurde kurzfristig eine Handreichung erstellt zur Nutzung technischer Möglichkeiten für alternative Gottesdienste. Die Handreichung für Online-Gottesdienst wurde schon über WhatsApp verschickt, sie wird hiermit noch einmal zur Verfügung gestellt. Hilfestellung soll durch Diakon Jared Wensyel geschehen. (Dazu speziell folgt ein Extrabericht hier später).

4. Weitere Termine in der anglikanischen Welt, die verschoben wurden.

  • Die Vollversammlung unserer Gesamtkirche – General Council der Reformed Episcopal Church International – http://rechurch.org/

Durch kürzliches Schreiben unseres Erzbischof Dr. Ray Sutton wurde von der Gesamtkirche bekanntgegeben, dass die alle drei Jahre stattfindende Vollversammlung (General Council) abgesagt und auf Juni 2021 verschoben wurde. Sie soll jedoch am gleichen Ort in Charleston, North Corolina, USA, stattfinden. Mehr http://rechurch.org/gc20.html

  • Die GAFCON Kigali-Bischofskonferenz in Kigali.

Es betrifft alle anglikanischen Erzbischöfe und Bischöfe, die nicht an der Lambeth-Welt-Konferenz teilnehmen wollten. (Diese war zur gleichen Zeit wie REC General Council / Vollversammlung geplant). Aufgrund der gegenwärtigen globalen Bedrohung durch die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 haben die Erzbischöfe der Global Anglican Future Conference (GAFCON) beschlossen, die für Juni geplante Kigali-Bischofs- und Ehefrauenkonferenz in Kigali, Ruanda, zu verschieben. Über 300 Bischöfe und ihre Frauen wurden zur Konferenz erwartet.

  • Anglikanische Kirche von Nordamerika

Die Provinz Vollversammlung 2020 findet als Online Konferenz statt.

Aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der Unsicherheit über die Möglichkeit, in den kommenden Tagen zu reisen und sich zu treffen, wurde die ACNA Provinz Vollversammlung 2020 auf ein Online-Format umgestellt. Das Treffen findet am 23. Juni 2020 per Video Konferenz statt.

In der Vergangenheit wurde die ACNA Provinz Vollversammlung für Beobachter bereits Live übertragen, die sich On-Line aus der Ferne zuschalten wollten. Dies ist jedoch das erste Mal, dass ACNA Diözesandelegierte (inklusiv REC) an dem Treffen teilnehmen und online abstimmen.

Hinweise:

* Mehr zur Anglikanischen Kirche in Nordamerika unter: http://anglicanchurch.net/

* Kostenloses Download des neuen „Book of Common Prayer” in Englisch:

  http://bcp2019.anglicanchurch.net/index.php/downloads/

  (Benutzung in Englisch nur mit Genehmigung des Bischofs)

  • Die Lambeth-Konferenz

Die Lambeth Konferenz, an der Bischöfe aus allen Provinzen der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft teilnehmen, sollte im Juli und August 2020 in Canterbury stattfinden. Doch auch die Lambeth-Konferenz wurde wegen der Covid-19-Pandemie auf nächstes Jahr verschoben. Dies gab kürzlich der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, allen Bischöfen der Anglikanischen Gemeinschaft bekannt. Mehr:

https://www.churchtimes.co.uk/articles/2020/27-march/news/world/lambeth-conference-postponed-until-2021


Gebetsvorschläge

Von Pastor Gerhard Kirchgessner  

Jeder für sich und doch zusammen: Auch wenn das religiöse Leben in Deutschland und vielen Ländern der Welt massiv eingeschränkt ist, kann man trotzdem gemeinsam beten – wenn auch räumlich getrennt.

Krankheit erleben wir Menschen immer als Bedrohung. Die gegenwärtige Pandemie beeinträchtigt und verändert unser Leben und das vieler Menschen. Sie verunsichert uns, ruft die Sorge um unsere Gesundheit wach, um unser Leben und das der Menschen, die wir lieben. Fragen steigen auf, Sorgen und Ängste treiben uns um.

Die vorübergehend notwendigen Maßnahmen des Rückzugs aus unseren Beziehungen, die Unterbrechung gewohnter Alltagsrhythmen und der Verlust der gottesdienstlichen Gemeinschaft können zum Gefühl der Isolation führen.

Nachfolgend eine Auswahl einer Sammlung von Gebeten für die Zeit der Corona-Krise:

Gesamt Download unter: http://www.anglikanisch.org/corona-zum-trotz/.

(1)  Gebet gegen die Angst

Guter Gott, Du Herr des Lebens,

ich fühle mich nicht wohl und habe immer wieder Angst.

So viele Fragen schießen durch meinen Kopf. Wie geht es jetzt weiter? Bleibe ich gesund? Wie geht es den erkrankten Menschen bei uns und überall?

Mit all den Ängsten und Zweifeln komme ich zu Dir.

Du warst und bist noch immer der liebende Gott meiner Kindertage.

Ich schaue auf deinen Sohn am Kreuz, der all die Nöte von uns Menschen selbst durchleben und Schmerzen erleiden musste. Und ich sehe die vielen Kreuze in unserer Zeit, die Leid und Trauer bringen, die manche Hoffnung auf Zukunft zerstören.

Bist du der gute Gott, der auch jetzt zu mir steht?

Ich will glauben, dass Du mir nah bist in deiner Liebe.

Ich will vertrauen, dass Du treu bleibst in deiner Kraft der Nähe und des Trostes.

Ich will hoffen, dass du mir begegnest und mich erfüllst mit deiner Barmherzigkeit.

Guter Gott, gib uns einen neuen Geist der Solidarität und Stärke, der Hoffnung und Zuversicht, des Lichtes und Friedens.

Lass uns erkennen, was jetzt wichtig ist und zählt.

Du bist der gute Gott, der uns befreit und begleitet!

Lass uns in diesem Glauben die nächsten Schritte wagen.

Das bitte ich in Christus Jesus unserem Bruder und Herrn. Amen.

(4)         Fürbittende Gebete in Zeiten der Corona-Krise für Betroffene und andere

Gebet 4.5

Gott unser Vater, wir kommen in unserer Not zu dir, um dich um Schutz vor dem Corona-Virus zu bitten, der Leben gekostet hat und viel Schaden über die Menschen bringt. Wir beten um deine Gnade:

Für die Menschen, die das Virus erforschen und gegen seine Verbreitung kämpfen; für alle die auf der Suche nach einer Heilung und einer Lösung der Epidemie sind.

Führe die Hände und Gedanken der Mediziner und Pflegenden, auf dass sie den Kranken dienen durch ihr Können und ihr Mitgefühl.

Wir beten für die Kranken.

Mögen sie bald wieder gesund werden.

Gewähre all das durch unseren Herrn, Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des Heiligen Geistes, jetzt und in Ewigkeit. Amen.



AKD-Online

Das digitale Engagement unserer Kirche angesichts der Corona-Krise

Von Pastor Jared Wensyel – Frankfurt

Für mich ist diese Corona-Krise so etwas wie ein Sandsturm. Wir sind jetzt mitten im Sturm und sehen nichts. Eine klare Idee, was los ist und wie die Zukunft aussehen wird ist erst möglich, wenn der Sandsturm endlich vorbei ist. Auf einmal sind so viele unserer Pläne verändert, gestrichen oder unklar.

In solchen Zeiten sind doch Jakobus’ Worte ganz verständlich: “Ihr aber, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt reisen, dort werden wir ein Jahr bleiben, Handel treiben und Gewinne machen – ihr wisst doch nicht, was morgen mit eurem Leben sein wird. Rauch seid ihr, den man eine Weile sieht; dann verschwindet er. Ihr solltet lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.” (Jakobus 4, 13-15 – EU)

Einige Aspekte kann man vielleicht genießen. Mehr Zeit zu Hause. Endlich eine Chance zur Ruhe und Entspannung. Die ironische Möglichkeit durch digitale Wege doch Kontakt mit Leuten zu haben, die man sowieso vor Ort nicht sehen kann. Für manche ist es auch eine Zeit, die persönliche Beziehung mit Gott zu stärken. Man könnte sogar den Witz machen, dass Luthers “Priestertum aller Gläubige” in solchen Zeiten zum “Mönchtum aller Gläubige” geworden ist.

Andere Aspekte sind weniger ein Genuss. Einsamkeit. Langeweile. Angst um das, was auf einen zukommt. Finanzielle Herausforderungen angesichts der wirtschaftlichen Folgen. Ab und zu hört man auch von einem Kontakt, der davon berichtet, dass ein Angehöriger angesteckt wurde oder sogar gestorben ist. Manche haben es schwieriger als andere.

Umso mehr merkt man in solchen Zeiten die Relevanz von Kirche. Menschen brauchen immer die Hoffnung des Evangeliums. Auch ich. Aber gerade spürt man das irgendwie deutlicher. Die Ruhe hat auch ihre Vorteile. Aber die Stille kann auch einen anfechten. Im Licht einer solchen Krise drängen manche Dinge ins Bewusstsein, die vielleicht vorher in Vergessenheit geraten sind. Vielleicht kann diese Krise auch eine Zeit der Besinnung sein. Eine Zeit, in der Menschen die Beziehung zu Gott und all deren Konsequenzen deutlicher vor Augen führen können. Und dabei hat Kirche eine wichtige Aufgabe. Die Verantwortung, den Menschen und ihre Bedürfnisse nah zu sein. Trotz dieser Krise eine Gemeinschaft des Evangeliums zu ermöglichen.

NT Wright, der anglikanische Theologe und ehemaliger Bischof von Durham, hat bei der amerikanischen Zeitschrift Time die spannende Situation der Corona-Krise passend beschrieben: “Für viele Christen kommen die Beschränkungen des Lebens, die durch das Corona-Virus verursacht werden, gerade zur Fastenzeit — die traditionelle Zeit des Verzichts. Aber die neuen, scharfen Vorschriften — kein Theater, Schulschließungen und quasi Hausarrest für diejenigen von uns über 80 — machen unsere kleinen Exerzitien zur Fastenzeit zum Gespött. Auf Whiskey oder Schokolade zu verzichten ist ein Kinderspiel im Vergleich mit dem Verzichten auf Kontakt mit Freunden oder Enkeln und auf Besuchen zur Kneipe, Bibliothek oder Kirche.”[1]

Keiner von uns dachte, als wir diese Fastenzeit angefangen haben, dass wir für 40 Tage (und noch mehr) nicht nur auf Kleinigkeiten verzichten, sondern sogar auch ganz auf Gottesdienste und andere kirchliche Versammlungen. Diese Fastenzeit wird stark in unserer Erinnerung bleiben als das Jahr des besonderen Verzichts. Aber viele Kirchen haben diesen Schock irgendwie gut überstanden und reagieren schnell, um trotzdem Evangeliumsgemeinschaft zu solchen Zeiten zu ermöglichen. Gerade jetzt merkt man, dass Gottesdienste und geistliche Gemeinschaft vor Ort uns fehlen. Und trotzdem scheinen viele Kirchen mit digitalen Angeboten gut auf die Bedürfnisse von Menschen einzugehen. Vielleicht steckt darin nicht nur Herausforderung, sondern auch eine günstige Gelegenheit?  Auch unsere AKD versucht, ihren Beitrag in solchen Zeiten zu leisten.

Kurz nach dem Beginn dieser Krise erstellten wir eine Handreichung zu digitalen Alternativen, die unsere Geistliche beraten sollte, welche Möglichkeiten vorhanden sind, um geistliche Angebote für ihre Gemeinden auf digitalen Wegen zu ermöglichen. Dies findet man unter dem folgenden Link:

https://www.dropbox.com/s/3krts38o30hhlql/AKD%20Infographic%20Digitale%20Alternativen.pdf?dl=0.

Pastor Marc Jankowski und die Anglikanische Sankt Thomas Mission in Mönchengladbach ergriffen schnell Initiative und hielten schon mehrere digitale Gottesdienste. Dafür verwenden sie das Chat-Programm “Zoom”, mit dem Teilnehmer sich von zu Hause bei einem digitalen Treffen einloggen können. Dabei werden die Teilnehmer durch die anglikanische Liturgie des Morgen- oder Abendlobs durchgeleitet. Gottesdienste werden angesichts der verschiedenen Bedürfnisse in ihrer Mission auf Deutsch und auf Englisch angeboten. Währenddessen ist Live-Partizipation der Teilnehmer am Gottesdienst trotz der Herausforderungen dieser Krise möglich.  Ein Beispiel der Werbung für ihre digitale Gottesdienste:

Pastor David Ayres und die Christ Church in Berlin versuchen auf ähnlichen Wegen digitale Gemeinschaft zu ermöglichen, indem sie ihre Hausgruppenabende unter der Woche weiterhin durch Telekonferenzen halten lassen. Gemeindeglieder können sich per Telefon einklinken. In der ersten Aprilwoche hat die Gruppe z. B. über Psalm 42 und 43 ausgetauscht. Für Sonntage werden aber Gemeindeglieder eingeladen, sich an den Zoom-Gottesdienste der Sankt Thomas Mission zu beteiligen. Dabei hat auch Pastor Ayres mal zur Unterstützung eine Predigt über Psalm 43 gehalten.  Pfarrer Michael Winkler und die St. Paulus Kapellengemeinde nehmen auch an den deutschsprachigen Zoom-Gottesdiensten der Sankt Thomas Mission teil und freuen sich über die Chance, Gottesdienst trotz Distanz mit anderen Menschen aus der AKD zu feiern und gleichzeitig von den digitalen Stärken von Pastor Jankowski zu profitieren. Eine besondere Herausforderung lässt auch besondere Chancen der Gemeinschaft und Verbundenheit innerhalb der AKD zu.

Ähnlich bieten Bischof Gerhard Meyer und die Christusgemeinde in Schwarzenborn gelegentliche Andachten auf dem digitalen Programm “Skype” an. Gemeindeglieder werden aber auch aufgerufen, zu Hause regelmäßig persönliche Andachten mit anglikanischer Liturgie zu halten. Die Liturgie dafür findet man im Allgemeinen Gebetbuch der AKD, aber können auch z. B. auf der Website der AKD gefunden werden: http://www.rekd.de/index.php?id=53.

Bischof Meyer schreibt aber auch regelmäßige Hilfen sowohl unter der Woche – z. B. https://gebetbuch.org/hauskirche/

als auch an Sonntagen, z. B. zum Palmsonntag – Hier ein Ablauf mit Video Predigt von mir (Jared Wensyel): https://rekd.wordpress.com/2020/04/05/palmsonntag-hauskirche-andacht/

Wenn man Interesse hat, tägliche Andachten der Christusgemeinde nach der Leseordnung des Allgemeinen Gebetbuchs zu bekommen, bitte hier nachschauen https://gebetbuch.org/hauskirche/ oder eine E-Mail an das Ordinariat der AKD schreiben: ordinariat@rekd.de.

Pastor Gerhard Kirchgessner der Christus-König Mission in Buchen hat sich auch engagiert, um Hilfsmittel für persönliche Andachten in Zeiten der Corona-Krise zur Verfügung zu stellen. Diese Hilfsmittel wurden von Pfarrer Joachim Feldes an seine Gemeinde mitgeteilt und sind dort auf der Website des anglikanischen Pfarramts Juliana von Norwich im Rhein-Neckar-Gebiet zu finden: http://www.anglikanisch.org/corona-zum-trotz/.

Dort schreibt die Gemeinde: “Fester Bestandteil unserer Gebete ist dabei die Fürbitte für alle, die vom Virus betroffen sind und deren Leben Einschränkungen erfährt. Genauso beten wir für die, die ihrer Verantwortung anderen gegenüber gerecht werden und Solidarität leben wollen. Schließlich gilt unser Gebet allen, die Corona zum Trotz ihre Hoffnung und Zuversicht leben und mit anderen teilen.”

Sie nehmen auch als Gemeinde an der ökumenischen Aktion “Licht der Hoffnung” teil, und zünden dabei abends um 19:00 eine Kerze an als Licht der Hoffnung und stellen sie ans offene Fenster.

Ich versuchte auch meinen Beitrag in diesen Zeiten zu leisten, indem ich eine Andacht für Karfreitag erstellt habe, den man aber auch zu anderen Zeiten gut gebrauchen kann. Diese Andacht nimmt die sieben Worte Jesu am Kreuz und betrachtet sie mit Hilfe des Lieds “Hör an mein Herz die sieben Wort” von Paul Gerhardt, dem bekannten lutherischen Pfarrer und Dichter aus dem 17. Jahrhundert. Dieses Lied ist zwar vom Text her manchmal eine Herausforderung für moderne Leser und ist gleichzeitig ein Schatz der deutschen Frömmigkeit und auf jeden Fall der Anstrengung wert. Man findet die Andacht auf Deutsch hier:

https://www.dropbox.com/s/3sfqoz1vnqb7lr0/7%20Worte%20Jesu%20-%20Meditation%20Karfreitag.pdf?dl=0

oder auch auf Englisch:

https://www.dropbox.com/s/j51yl4iaux5aozm/7%20Word%20of%20Jesus%20-%20Meditation%20Good%20Friday.pdf?dl=0.

Ich wünsche Ihnen trotz dieser Corona-Krise eine Zeit der Besinnung und Geborgenheit in Gottes Händen. Lasst uns im Gebet füreinander und für unsere Gesellschaft sein und die Chance nutzen, ein Licht der Hoffnung zu sein für unsere Mitmenschen und die Schönheit des Evangeliums zu strahlen.


[1] N.T. Wright, Christianity Offers No Answers About the Coronavirus. It’s Not Supposed To, https://time.com/5808495/coronavirus-christianity/.


Stefan Lehnert

VIER FRAGEN AN DIE ANGLIKANISCHE KIRCHE

Ein Interview, dass Stefan Lehnert mit Bischof Meyer führte und in der Zeitschrift AUFWIND 2020/1 veröffentlicht wurde.

1. Was lieben Sie am meisten an der Anglikanischen Kirche?

Wir lieben sie als Kirche der Mitte zwischen feierlich katholisch und schriftgebunden evangelisch mit dem Ziel einer biblischen Evangeliumsverkündigung und der daraus entstehenden Ethik für den Gemeindeaufbau.

Die weltweite Anglikanische Kirche ist eine Kirche der Mitte – oder auch Via Media genannt – wie es der anglikanische Theologe Richard Hooker bereits in den Anfängen der englischen Kirche um die Nachreformationszeit ausgedrückt hat. Sie gründet sich zentral auf Schrift, Vernunft und Tradition, jedoch auf die Schrift zuerst. In ihr findet man mit High Church, Low Church und Broad Church[1] hochkirchliche, evangelikale und liberale Gruppierungen nebeneinander in einer Kirche.

In der heutigen Zeit rücken konservative Anglikaner zusammen unter der Weltweiten Anglikanischen Zukunfts-Konferenz GAFCON[2]. Dies ist eine Evangelisations- und Erweckungsbewegung in der weltweiten Anglikanischen Kirche, die zwei Drittel der ca. 85 Millionen Anglikaner umfasst. Darin sind Hochkirchler, Evangelikale und Charismatiker vertreten, die das Evangelium von Jesus Christus nach dem Neuen Testament und der Ethik des Testaments verkündigen wollen. We Proclaim Christ to the Nations, Christus den Nationen verkündigen – das war u. a. der tägliche dreimalige „Losungs- ruf“ der 2000 Vertreter im Jahre 2018 im Inter­nationalen Kongresszentrum in Jerusalem.

2. Welche Möglichkeiten schätzen Sie in Ihrer Kirche besonders, Jesus Christus zu begegnen und ihm zu dienen?

Vor oder in anglikanischen Kirchen findet man öfters ein Schild mit der Aufschrift „Vor dem Gottesdienst: Stille! Im Gottesdienst: Hören! Nach dem Gottesdienst: Reden!“ Diese Hinweise sind hilfreich zur Christusbegegnung. Weiter verwenden Anglikaner das Allgemeine Gebetbuch als Mittel zur biblischen Christusanbetung. Die durch den Gottesdienst hervorgerufene Veränderung und innere Stärkung des Christen soll ihn bewegen, in die Welt hinauszugehen und Christus gemäß seinen Gaben im Alltag zu dienen.

Die Begegnung mit Christus wird schon vor dem Gottesdienst vorbereitet. Man sieht in anglikanischen Gotteshäusern oft, dass die Menschen vor dem eigentlichen Gottesdienstbeginn stille werden, knien und beten. Sie möchten vorbereitet sein, Christus und sein Wort zu hören und beim Empfang des Herrenmahls zu erfahren: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist“. Auch hier wird nach dem Empfang der Kommunion, wenn gewünscht, für Kranke und Besorgte gebetet.

Bei den empfohlenen Familienandachten lesen wir nach dem Gebetbuch morgens und/oder abends gemeinsam die Schrift nach der Jahreslese und sprechen kurze wichtige Morgen- oder Abendgebete. Auch hier kann man täglich Christus neu begegnen.

Über den eigentlichen Dienst heißt es im Gebetbuch, dass nicht nur der Bischof und der Geistliche mit Wort und Leben als Vorbild der Gemeinde dienen sollen, sondern jeder Christ, wenn er mit dem Gebetbuch betet: „Wir wollen Dir unseren Leib und Seele hingeben und uns durch ein frommes, gerechtes und besonnenes Leben in Deinen Dienst stellen. Bestätige und stärke uns in dieser Absicht, barmherziger Gott.“

Bei der Aufnahme in die Gemeinde weisen wir immer auf das Mitdienen in der Gemeinde hin, je nach Begabungen der Christen und entsprechend der Größe und Aufgaben der Gemeinde. Das kann durch Hilfe bei der Vorbereitung des Altars, über Mitarbeit im Gemeindeverwaltungsrat, Erstellen des Gemeindebriefs geschehen, durch Mitarbeit im Frauen-/Männertreff oder durch Kalenderverteilung und Krankenbesuche.

Für jede Missionsarbeit oder Gemeinde empfehlen missionarische Anglikaner, schon bald eine weitere Gemeindegründung in näherer oder weiterer Entfernung im Sinn zu haben. Wie eine Erdbeere natürliche Ranken bildet, so soll auch jede Gemeinde nach außen missionieren und Tochtergemeinden bilden. Das sollte ihre natürliche DNA nach dem Evangelium sein.

3. Wer oder was aus der Geschichte der Anglikanischen Kirche ist Ihnen besonders wichtig?

Das sind vor allem zwei Aspekte: Das Gebetbuch der Kirche zur Prägung des biblischen Glaubens im Gottesdienst und das Anglikanische Viereck als Grundlage zur ökumenischen Einheit der Kirchen.

Cramner und die Bedeutung des Allgemeinen Gebetbuchs

Erzbischof Thomas Cramner ist der „Luther Englands“. Mit ihm beginnt die Englische Reformation. 1549 wird das erste Gebetbuch (Book of Common Prayer) für die Gesamtkirche nicht in Latein, sondern in Englisch veröffentlicht. Cramner hat das Stundengebet (sieben Gebetszeiten der Mönche) in Kurzform als Morgen- und Abendgebet zusammengefasst. Die Gebete sind zu ca. 80 % paraphrasierte Bibeltexte. Der Priester soll täglich zum Morgen- und Abendgebet einladen und mit dem Volk in der Kirche bibeltreue Gebete sprechen. Lex orandi, lex credendi – was wir beten ist, was wir glauben. Die Theologie ist hier vorrangig in den Gebeten der Kirche verankert und das Gemeindevolk soll dadurch geprägt werden. Weiter soll der Pfarrer morgens und abends die Texte des Lektionars – Bibellese aus dem Alten und Neuen Testament – verlesen, so dass in der Gemeinde in einem Jahr die ganze Bibel durchgelesen wird.

Erzbischof Thomas Cramner

Damit begann die englische Reformation. Thomas Cramner wurde wegen dieses Glaubens 1556 verbrannt. Das heute noch von allen Anglikanern weltweit als historisch anerkannte und gültige Gebetbuch stammt aus dem Jahre 1662 und wird in Abänderungen und Revision weltweit in vielen Sprachen verwendet.

Das „Anglikanische Viereck“

Dies ist ein weiterer Aspekt für die Anglikanische Kirche, mit Auswirkung auf die ökumenische Entwicklung. Das Lambeth-Quadrilateral bezeichnet vier Prinzipien, die von der Lambeth-Konferenz 1888 als Grundbedingungen der kirchlichen Einheit vorgeschlagen wurden, auch mit der Möglichkeit der Vereinigung mit katholischen und orthodoxen Kirchen:

  • Das Alte Testament und das Neue Testament als geoffenbartes Wort Gottes;
  • Das Nicänische Glaubensbekenntnis (Nicäno-Konstantinopolitanum) als Feststellung des christlichen Glaubens;
  • Die zwei Herren-Sakramente, d. h. die Taufe und das Abendmahl/Eucharistie;
  • Das historische Bischofsamt, angepasst jeweils an die Kultur des Landes.
  • 4. Was schätzen Sie an anderen Kirchen bzw. Konfessionen besonders, was die Anglikanische Kirche von ihnen lernen könnte – und umgekehrt?

Wir schätzen die missionarische Flexibilität, die wir oft bei Freikirchen finden. Wir bieten selbst erprobte Glaubenskurse und bibeltreue Gottes- dienste an, in denen Anbetung, Schrift, Verkündigung, Gebet für die Welt und persönliche Anliegen mit dem Herrenmahl im Mittelpunkt stehen. Besonders von jungen Kirchen, Freikirchen mit evangelikaler und charismatischer Prägung kann die Anglikanische Kirche auf vielen Gebieten lernen. Da finden wir missionarischen Eifer, der in liturgisch geprägten anglikanischen Gemeinden oft fehlt. Dort geht es um die Entdeckung der eigenen geistlichen Gaben, damit sie innerhalb der Gemeinde und im sozialen Umfeld eingesetzt werden können. Wir finden dort auch größere Flexibilität, sich auf andere Kulturen und Volksgruppen einzustellen, sie zu studieren und mit ihnen Kontakte für das Evangelium aufzubauen. Es gibt oftmals eine größere Experimentierfreudigkeit und Offenheit, neue Wege in der Gemeindegründung zu gehen. Man arbeitet dort z. B. über eine längere Zeit mit Zellgruppen, bevor man die Gründung bekannt gibt, oder kümmert sich speziell um Studenten, Sportler, Akademiker, soziale Schichten oder auch nur um einzelne Sprach- gruppen oder Migranten.

Was jedoch die mehr freikirchliche Bewegung von der Anglikanischen Kirche lernen kann, betrifft die bewährten anglikanischen Glaubenskurse wie den Alpha Kurs oder Christsein entdecken[3] (auch für Jugendliche und Kinder), angepasst an verschiedene Denominationen von katholisch bis evangelisch und freikirchlich. Zusätzlich ist der Anglikanische Katechismus[4] zur Glaubensgründung zu empfehlen.

Weiter fragen sich viele Evangelikale, die jeden Sonntag von einem Moderator durch den sich immer wechselnden Gottesdienst mit neuen In- halten, Formen und Abläufen geführt werden: Was ist denn eigentlich Gottesdienst? Wer präsentiert sich hier im Mittelpunkt des Gottesdienstes – der Mensch auf der Bühne oder Gott? Gerade da können Anglikaner mit ihren bibeltreuen Gebetbüchern eine Antwort geben:

„Die Heilige Schrift ermahnt uns innig, unsere Sünden dann zu bekennen, wenn wir uns gemeinsam versammeln, Gott für seine Wohltaten zu danken, ihm den schuldigen Lobpreis zu bringen, sein heiliges Wort zu hören, und von ihm zu erbitten, was uns und anderen an Leib und Seele notwendig ist.“ [5]


[1] hochkirchlich, evangelikal, liberal

[2] Global Anglican Future Conference

[3] www.alphakurs.de; www.christsein-entdecken.de

[4]  http://www.rekd.de/index.php?id=153

[5] Aus: Das Allgemeine Gebetbuch


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Bekanntmachung der Erzbischöfe

Januar 15, 2016

Erzbischöfe Canterbury

Bekanntmachung der Erzbischöfe während ihres Treffens in Canterbury  14. Januar 2016 –

Episcopal Church TEC – USA – suspendiert – 3 Jahre kein Mitsprachrecht

 

Heute haben die Erzbischöfe, die sich in Canterbury versammelt hatten, vereinbart, wie sie in der Gnade und Liebe Christi weiter gemensam wandeln wollen. Diese Vereinbarung bekennt einerseits den deutlichen Abstand der weiterhin bleibt, bestätigt aber andererseits jedoch die eindeutige Verpflichtung, den gemeinsamen Weg weiter zu gehen.

Die Erzbischöfe der anglikanischen Provinzen bedauern, dass dieses nachfolgende Dokument im Voraus durchgesickert ist, bzw. veröffentlich wurde, bevor das Abschluss Kommuniqué veröffentlich werden sollte. Um nun Spekulationen zu vermeiden, ist dieses Dokument nun schon zuvor bereits vollständig freigegeben worden. Diese hier folgende Vereinbarung zeigt die Verpflichtung aller Erzbischöfe auf, das Leben in dieser Gemeinschaft weder als Sieger noch als Besiegte fortsetzen.

Fragen und weitere Bemerkungen werden morgen am 15. Januar6 201 um 15.00 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz gegeben. Ausführliche Informationen stehen bereits hier zur Verfügung.

http://www.primates2016.org/articles/2016/01/14/primates-2016-press-conference/

Der vollständige Text lautet wie folgt:

 

1. Wir versammelten uns als anglikanische Erzbischöfe, um zu beten und zu überlegen, wie wir unsere Einheit in Christus angesichts der anhaltenden tiefen Unterschiede bewahren können, die unter uns bezüglich unserem Verständnis über Ehe existieren.

 

2. Die jüngste Entwicklungen in der „Episcopal Church“, TEC, USA, in Bezug auf eine Veränderung ihres Kanons, der die Ehe betrifft, stellen eine grundlegende Abkehr vom Glauben und der Lehre unter der Mehrheit unserer Provinzen betreffs des Dogmas der Ehe dar. Mögliche Entwicklungen in anderen Provinzen könnten weiter diese Situation verschärfen.

 

3. Alle unter uns erkennen an, dass diese Entwicklungen auch weiterhin tiefen Schmerz in unserer gesamten Gemeinschaft hervorrufen.

 

4. Die traditionelle Lehre der Kirche im Hinblick auf die Lehre der Schrift, hält die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als eine treue und lebenslange Verbindung aufrecht. Die Mehrheit der versammelten Erzbischöfe bekräftigten diese biblische Lehre.

 

5. Im Einklang mit der konsequenten Position der früheren Versammlungen der Erzbischöfe werden von vielen von uns solche einseitigen Aktionen in der Angelegenheit der Lehre, ohne eine katholische Übereinstimmung zu haben, als eine Abweichung von der gegenseitigen Verantwortlichkeit und gegenseitigen Abhängigkeit gesehen, weil wir uns in einer Beziehung der anglikanischen Gemeinschaft befinden.

 

6. Solche Aktionen beeinträchtigen weiter unsere Gemeinschaft und führen zu einem tieferen Misstrauen zwischen uns und bewirken, dass der Abstand zwischen uns immer größer wird und schaffen dadurch große Belastungen für das Funktionieren der Instrumente der Anglikanischen Gemeinschaft und die Art und Weise, in der wir unsere historischen und fortwährenden Beziehungen darstellen.

 

7. Es ist unser einhelliger Wunsch, weiter zusammen zu gehören. Doch angesichts der Schwere dieser Fragen, anerkennen wir formal diese Distanz dadurch, dass wir für einen Zeitraum von drei Jahren für die Episcopal Church fordern, dass sie uns nicht mehr auf ökumenischen und interreligiösen Gremien repräsentiert, dass weder in einen internen Ständigen Ausschusses der Anglikanischen Gemeinschaft gewählt oder berufen wird, und dass sie an keinen Entscheidungen mitwirkt, die die Lehre oder die Gemeinschaft betreffen.

 

8. Wir haben den Erzbischof von Canterbury aufgefordert, eine Arbeitsgruppe zu benennen, um Gespräche unter uns mit der Absicht durchzuführen, die Beziehungen untereinander und das gegenseitigen Vertrauens wieder herzustellen, die Altlast der Verletzung zu heilen, den Umfang unserer Gemeinsamkeit anzuerkennen und die Erforschung unserer tiefen Unterschiede zu gewähren, und gleichzeitig zu versichern, dass sie zwischen uns in der Liebe und Gnade Christi getragen werden.