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Kirchenzeitung der Anglikanischen Kirche in Deutschland
KIRCHE DER MITTE
Nachrichten aus der Anglikanischen Welt
Ausgabe Nr. 3. – Johannistag 2018 | Im Web www.anglikaner.de
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CHRISTUS GETREU DEN NATIONEN VERKÜNDIGEN
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GAFCON – Jerusalem 2018 – Bericht von Bischof Meyer
Im Jahre 2008 trafen sich bibeltreue Anglikaner zum ersten Mal in
Jerusalem. Jetzt 10 Jahre danach versammelten sich 2000 Anglikaner aus
aller Welt erneut vom 18.-22. Juni im Internationalen Kongress Zentrum
und zwar unter dem Thema: Proclaiming Christ faithfully to the Nations.
Morgens hatten die anglikanischen Gläubigen die Gelegenheit, in den
umliegenden Hotels die Heilige Kommunion, das Herrenmahl, zwischen 6 –
7 Uhr zu feiern.
Nach dem Frühstück im Hotel begann dann für sie der Marsch oder die
Fahrt mit dem Bus zum ICC, wo sie das Anglikanische Morgenlob feierten.
Am Ende drehte man sich in den Reihen um und formte in Achtergruppen
Gebetszellen, die regelmäßig während der Woche füreinander beteten.
Unterbrochen wurden die einzelnen Tagesabschnitte durch den
stimmgewaltigen Chor nigerianischer Christinnen. Anschließend sprachen
gewöhnlich Bischöfe, Missionsexperten oder Laien, meist von der
südlichen Weltkugel kommend, zum Kongress Thema: Was das
Evangelium ist, wie es die Kirche gestaltet, die Heiligung und Ethik des
Christen und die Mission, die an alle Nationen der Welt geht.
Der Slogan
„We will proclaim Christ faithfully to the Nations“ hallte mehrmals täglich
durch 2000 Stimmen lautstark durch das ICC.
Neben einem Ausflug am Dienstagnachmittag zu verschieden historischen
Städten von Jerusalem über Bethlehem oder zum Toten Meer, wurden
nachmittags neben Hauptthemen im Plenarsaal auch Seminare mit 50-100
Teilnehmern über theologische, gemeinderelevante und missionsorientierte
Themen gehalten.
Zwei Höhepunkte dieses Kongresses waren das Abendlob mit 2000
Leuten vor der Südmauer auf dem ehemaligen Treppenaufgang zum
Tempel. Die Botschaft dort an alle war, sich als Pilger auf dem Weg zu
machen, der jedem, wie auch dem Pilger damals, etwas kosten wird. Auch
die Teilnehmer sollten Gott ihre Opfer an Zeit, Kraft und Geld in dem
gemeinsamen, weltweiten Missionsauftrag bringen. Zum Schluss hallten
Lieder wie Amazing Grace durch das Tal hinüber ins muslemische
Wohngebiet. Dabei schauten aus der El-Aqsa-Moschee Frauen durch die
Gitterfenster auf die singenden Anglikaner herab. Genau hier entstand
dann das Abschlussfoto: Pilger auf den Treppen zum Tempel.
Der Abschlusshöhepunkt am Freitag war die Feier der Heiligen
Kommunion. Bischof Meyer war mit eingeteilt worden, zusammen mit
anderen Bischöfen auf der Empore Brot und Wein auszuteilen.
GLOBALE ANGLIKANISCHE ZUKUNFT
Die Botschaft über die Person Jesu und die orthodoxe Bedeutung des
Evangeliums zog sich durch alle Vorträge und Predigten hindurch. Der
Aufruf erklang immer wieder unterschiedlich: Dieses Evangelium muss
gegen alle Bedrohungen von innen und außen verteidigt werden.
Im am Ende verlesenem Abschlussdokument erklärten sich die 600
Bischöfe aus aller Welt sowie die 1400 Teilnehmer bereit, das einmal
überlieferte Evangelium kulturübergreifend den Milliarden von Menschen
zu bringen, die noch ohne Christus und Hoffnung sind. Für diese Zukunft
wurden am Ende auf der Bühne neun Vertreter für weltweite Netzwerke
wie: Theologische Ausbildung, Gemeindepflanzung, Familiennetzwerke,
Bischofsfortbildungen, Fürbittennetzwerke, etc. ausgewählt, vorgestellt
und für sie gebetet.
So soll für die anglikanische Zukunft durch GAFCON ein mächtiges
Zeugnis für die Welt entstehen, das Heil in Christus zu verkündigen. Alle
gläubigen Anglikaner wurden eingeladen, sich dem Vorhaben
anzuschließen, CHRISTUS GETREU DEN NATIONEN ZU
VERKÜNDIGEN.
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St. Benedikt-Seminar
Richbergstraße 11, D-34639 Schwarzenborn
Schnuppern als Gasthörer beim nächsten Präsenzwochenende:
vom 21. – 23. September 2018
Das St. Benedikt-Seminar bildet zum Prädikanten
- (in der Anglikanischen Kirche, einjährige Ausbildung, Zertifikat 1);
- zum Diakon (zweijährige Ausbildung, Zertifikat 2)
- und zum Presbyter (Priester; Bachelor of Theology (kirchlich verantwortet) aus.
Träger des Seminars ist die Anglikanische Kirche in Deutschland (AKD,
vormals REKD). Das Studium ist als Fernstudium so organisiert, dass es
hauptsächlich zu Hause absolviert wird. Neben das Studieren unter Hilfe
eines Mentors treten pro Semester zwei fakultative Studienwochenenden
im Sitz des Seminars in Schwarzenborn/Schwalm-Eder.
Die Studiengänge des Sankt-Benedikt-Seminars werden mit den Seminaren der Reformed Episcopal Church/USA abgeglichen. Vergleichsweise geringe Studiengebühren werden erhoben.
Weitere INO: St. Benedikt Seminar – Homepage.
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Aktuelles aus St Julian’s
(Anglikanische Gemeinde Rhein-Neckar)
Die Gastfreundschaft mit der protestantischen Gemeinde hat sich weiter gut entwickelt. Seit Mai verfügen wir über einen eigenen Schlüssel, umgekehrt haben wir den Protestanten angeboten, uns an der Anschaffung der nächsten Osterkerze finanziell zu beteiligen.
Am 7. August laden wir zu einer Andacht an den Hauptbahnhof
Schifferstadt ein, um dort Edith Steins letztem Lebenszeichen auf ihrer
Fahrt nach Ausch witz-Birkenau zu gedenken. Der Zug, der sie und tausende anderer Menschen in den Tod brachte, hielt am 7. August 1942 gegen 13 Uhr auf dem Bahnhof. Unsere Andacht beginnt um 12.45 Uhr und sowohl die römisch-katholische als auch die protestantische Gemeinde Schifferstadt gestalten sie wieder mit.
Zum Ende der Anmeldefrist Anfang Juni hatten sich 15 Teilnehmer zu
unserer Gemeinde fahrt angemeldet. Deshalb lohnt es sich sogar, wieder
einen kleinen Bus zu mieten, der uns dann Ende September nach Burgund
und in die Champagne bringt. Bon voyage!
Weitere Infos zu Gottesdiensten und Veranstaltungen unter
St. Julian’s Rhein-Neckar Anglikanisch oder auf Facebook – Facebook St. Julian’s
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Geistliches Wort: Legitimiert durch den Auftrag
The Venerable Thomas Kohwagner, Erzdiakon
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. 17 Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel. 18 Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und uf der Erde. 19 Darum geht und macht alle Völker zu
meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters nd des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende
der Welt. (Matthäus 28, 16-20)
Angesichts der Größe – oder besser Kleinheit – unserer Anglikanischen
Kirche in Deutschland mag sich der Eine oder Andere vielleicht schon mal
gefragt haben: „Lohnt sich das überhaupt?“ Gibt es nicht genügend
Gruppen und Vereinigungen, in denen man seine spirituellen Bedürfnisse
befriedigen kann? Und wozu brauchen wir bei der allgemeinen
Entchristlichung unserer Gesellschaft und unserer Lebenswelt und bei dem
damit verbundenen Mitgliederschwund bei den etablierten Großkirchen
auch noch eine Anglikanische Kirche in Deutschland?
Eine tragende Antwort erfordert da vielleicht einen Wechsel der
Perspektive – weg von Mitgliederzahlen und Organisationsformen und hin
zum Kern der Sache, zum Auftrag, der für alle Christen gilt – egal wo und
wie sie sich zusammenfinden. Und der heißt:
Geht … macht Jünger … tauft… lehrt
Da finden wir nichts von Organisationsstrukturen, Abgrenzung,
Verwaltungsapparat, Kirchenbeamtentum, Wachstumsprogrammen oder
Mitgliederzahlen und auch nicht von einem Master-Studiengang in
Theologie.
Sicher haben sich manche dieser Dinge, die sich im Lauf der
Kirchengeschichte entwickelt haben, als durchaus sinnvoll erwiesen. Aber
man fragt sich manchmal doch, ob so Manches nicht hier und da zum
Selbstzweck geworden ist, der den eigentlichen Auftrag in den
Hintergrund gedrängt hat.
Wer mich kennt weiß, dass ich öfter auf Facebook unterwegs bin. Ich habe
dort zahlreiche Gesprächspartner zu verschiedenen Themen und scheue
mich nicht, auch mal Klartext zu reden. Kürzlich hatte ich da eine
Diskussion, in der ich die Meinung vertreten habe, dass wir Christen nicht
das Recht haben, über andere zu urteilen oder darüber zu befinden, wer
denn nun schlussendlich gerettet ist und wer verdammt wird. Nach wie vor
bin ich der Ansicht, dass dieses letzte Urteil nur Gott zusteht. Der
Diskussionspartner brachte dann jedoch einen bedenkenswerten Einwand.
Er schrieb:
„Weißt du – das erinnert mich an etwas. Ich habe nicht – soweit ich mich
erinnern kann – jemals gehört, dass ein anglikanischer oder episkopaler
Priester etwas dazu sagt, dass nicht ALLE in den Himmel kommen. Ich
denke, das ist etwas, das angesprochen werden sollte und worüber man
reden sollte. Ich bin nicht auf der Suche nach einer dieser „Höllenfeuerund
Verdammnis-Predigten“, aber laut Bibel gibt es eine Hölle, und
manche Menschen gehen dorthin. Wenn es ein realer Ort ist und die Strafe
ewig und schrecklich ist, sollte es dann nicht ein paar Warnungen davor
geben? Ist es zu unbequem für die Anglikanische / Episkopale Kirche, dies
zu thematisieren? Hast du dazu irgendwelche Ideen? … Ich finde es
seltsam, dass man nie darüber spricht …“.
Ja es ist sicherlich bequemer, ein soziales Evangelium zu predigen. Man
hat sich darauf verlegt, das Reich Gottes fast ausschließlich in dieser Zeit
zu sehen, hier etwas zu den sozialen Verhältnissen zu sagen und sich auch
kräftig in die Politik einzumischen. Alles schön und gut und im Ansatz auch
nicht verkehrt: Wir sollen uns um die Schwachen und Ausgegrenzten in der
Gesellschaft kümmern. Wir sollen uns dafür engagieren, dass Reich Gottes
in unserer Zeit sichtbar wird und in unserem Leben zeugnishaft
durchscheint.
Aber das Reich Gottes ist eben nicht auf unsere kleine irdische
Lebensspanne beschränkt. Das Reich Gottes besteht in Zeit UND
Ewigkeit. Da können wir als Christen nicht so leben, als gäbe es kein
Morgen, als gäbe es keine Ewigkeit. Das hat mir der Beitrag des
Facebook-Partners zu bedenken gegeben.
Gott will, dass ALLEN Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis
der Wahrheit kommen. Und diese Wahrheit schließt ein, dass wir nicht nur
Wellness-Kirche sind, in der beschwichtigt wird – nach dem Motto „Wird
schon nicht so schlimm werden“ – sondern dass wir die ganze Botschaft
predigen, zu der auch die Warnung vor der ewigen Verdammnis gehört.
Geht – zu den Hilfebedürftigen, Bedrückten, Schwachen, Alten, Kranken,
Ausgegrenzten, Sündern, Migranten. Macht sie zu Jüngern – zu
Nachfolgern Jesu – nicht mit Gewalt und sicherlich nicht mit Drohungen,
sondern indem Ihr ihnen das Evangelium von Jesus Christus, die gute
Nachricht predigt, indem ihr ihnen nach Kräften helft und indem ihr ihnen
mit eurem eigenen Leben ein Vorbild werdet.
Tauft – sie, damit sie zeichenhaft und fühlbar erfahren, dass ihr Leben neu
geworden ist.
Lehrt – sie zu halten alles, was ich euch befohlen habe, damit sie als
Christen ein zeugnishaftes Leben führen und ebenfalls in den Auftrag
eintreten und so zu Multiplikatoren des Evangeliums werden.
Das ist unser Auftrag – auch in einer Minikirche, wie der AKD.
Damit wären wir allein ziemlich überfordert. Aber Jesus fügt seinem
Auftrag ja noch etwas hinzu: Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der
Welt Ende. Das heißt ja, wir sind nicht allein. Er ist bei uns. Jesus
gegenwärtig – im Leben der Gemeinde und im Leben des Einzelnen. Wenn
wir dem Heiligen Geist in der Gemeinde und im individuellen Leben Raum geben, dann erfahren wir Trost, Erklärung und Leitung. Dann bekommt unser Lebe n eine andere Perspektive und eine andere Qualität. Wir sinddeshalb keine besseren Menschen, die sich überheben oder auf andere herabsehen dürften. Aber die Werte, die unser Leben bestimmen, verändern sich. Die Schlagworte in Politik und Medien sind heute
beängstigend:
• Wirtschaftswachstum und Arbeitslosenzahlen, Lobbyismus und
Gewinnmaximierung
• Globalisierung
• Gewinner und Verlierer
• Leistungsträger und Arbeitslose
• Hartz-IV-Empfänger und Spitzenverdiener.
• Misstrauen und Fremdenhass
• Macht des Stärkeren und die Stärke der Mächtigen, Mauern und
Strafzölle
• Land und Bodenschätze
• Obergrenzen, Leistungsgerechtigkeit, Sicherheitsdoktrinen
• Einhaltung von Atomabkommen, Wirtschaftssanktionen, Präventivmaßnahmen
* und: “Wir zuerst!”
Die Wirklichkeit Gottes, die wir als Christen bezeugen und die wir in
unseren Kirchen – und auch hier – predigen sollen, ist eine ganz andere.
Sie will geprägt sein von Liebe, Barmherzigkeit, Zuwendung, Fürsorge,
Friedfertigkeit, Sanftmut, Wahrhaftigkeit …auch noch da, wo alle
menschlichen Antworten versagen. Diese Welt braucht vom Geist
durchdrungene und bewegte Menschen,
die nicht aufhören, an das Gute im Menschen zu glauben;
• die jenseits aller Wirklichkeit von einer Wahrheit wissen, die nicht
berechnet werden kann;
• die gegen alle Härte des Gesetzes Mut zur Sanftheit haben;
• die inmitten von Krieg und Gewalt Frieden wagen;
• die sich auch um diejenigen noch sorgen, die nichts mehr zum
Bruttosozialprodukt beitragen können;
• die sich auch denen noch zuwenden, von denen sich alle anderen
abwenden;
• die auch denen Liebe zusprechen, die keiner mehr lieben will;
• die auch dem größten Feinde vergeben können;
• die noch eine Vision von einem neuen Jerusalem haben, das allen
Völkern dieser Erde offen steht …
Dietrich Bonhoeffer begann einmal eine seiner ersten Vorlesungen mit den
Worten: „Wir fragen alle: Brauchen wir die Kirche noch, brauchen wir Gott
noch, brauchen wir Christus? Diese Frage ist falsch gestellt. Gott ist da,
Christus ist da, die Kirche ist da. Könnt ihr nicht ändern, könnt ihr nur ja
oder nein sagen.“
Ja, sie wird gebraucht, gerade da, wo es Probleme gibt, wo das Leben
schwierig ist. Das verlangt viel von denen, die sich in ihr zu Hause fühlen.
Kirche hat da zu sein. Nicht als alternativer, von der Realität isolierter
Lebensbereich, sondern als Gemeinde Gottes, die in Politik und
Gesellschaft barmherzig redet und tätig ist. Das mag manch einem
gelegentlich auch töricht erscheinen; aber es tut dieser Welt gut. Und
deshalb gibt es auch für unsere Anglikanische Kirche in Deutschland einen
Auftrag und eine Aufgabe – nicht als weitere Amtskirche in Konkurrenz zu
anderen Kirchen. Sie soll ein Raum sein, in dem Menschen sich zuhause
fühlen und sich – vom Geist Gottes bewegt – auf den Weg machen, um
Gottes Wirklichkeit, das Reich Gottes unter die Menschen zu bringen.
Deshalb: Ja, es lohnt sich! Die Anglikanische Kirche in Deutschland hat
ihre Berechtigung und ihren Platz, damit das Evangelium von Jesus
Christus den Menschen nahe gebracht wird. Und weil er will, dass ALLEN
Menschen geholfen werde.Uns allen Gottes Segen und Beistand!
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Aus dem St. Benedikt- Seminar: ”…und die Bibel?”
Studiendekan Pfr Winfried S. Küttner, PhD
Es scheint ganz einfach: Man öffnet die Bibel, liest einen Abschnitt und redet ein wenig darüber. Und schon ist die Bibel ausgelegt.
Das könnte man natürlich so machen. In der Geschichte der Christenheit
hat das dann aber in der Regel zu Sekten geführt, besonders dann, wenn
sie Menschen zur Leitung aufgeschwungen haben, die weder qualifiziert
noch von Gott berufen waren. Eine Sekte: Da rückt Christus aus der Mitte
des geistlichen Denkens und Handelns. Stattdessen wird etwas anderes
wichtiger: „Offenbarungen“, „theologische“ Systeme, schließlich
Vorschriften darüber, was ein Christ zu essen, welche Kleidung der zu
tragen habe usw. Welch ein Durcheinander! Auch andere Bücher verstehen
wir nicht ohne Grundkenntnisse; wir sind uns dessen nur meistens nicht
bewußt. Warum soll das gerade bei der Bibel anders sein?
Hier wird schon deutlich: Die Bibel will studiert werden. Studieren heißt
aber vom Wortsinn her: sich um etwas (be)mühen. Bevor sie ausgelegt
wird, muss erst einmal der Text richtig verstanden werden – und das auch
in seinem geschichtlichen Zusammenhang. Erst nach einer gründlichen
sprachlichen und sachlichen Erfassung kann sich ein Prediger fragen: Was
und wie spricht der biblische Text in das Leben meiner Gemeinde, in mein
Leben hinein?
Der hier mögliche Einwand, es müsse doch ein jeder die Bibel so ganz
einfach verstehen und für sich auslegen können, ist in Wirklichkeit keiner.
Zum einen bedeutet die Auseinandersetzung mit der Bibel auf
wissenschaftlicher Grundlage natürlich nicht, dass Gott über einzelne
Bibelworte Menschen direkt innerlich bewegen kann. Auch vertrauen
Christen darauf, dass Gott Heiliger Geist die Bibellektüre dahingehend
verwenden kann, dass Menschen den Ruf Gottes zum glaubenden
Vertrauen vernehmen.
Zum anderen liest ein gläubiger Bibelleser die Heilige Schrift ja nicht
voraussetzungslos! Als regelmäßiger Gottesdienstteilnehmer, nach
Bibelstunden, Glaubenskursen und dergleichen wird er im Lauf der Zeit
dahin kommen, dass er die Bibel vor dem Hintergrund der Lehrentfaltung,
die er verinnerlicht hat, lesen und verstehen wird. Deshalb ist es übrigens
so wichtig, dass man sich vor einer Lehrentfaltung hütet, die sich von der
Rechtgläubigkeit entfernt. Irgend etwas bleibt immer hängen und entfaltet
plötzlich sein unheilsames Eigenleben!
Und zum dritten ist es immer gut sich zu verdeutlichen, dass die
Möglichkeit privater Bibellese, ja auch der Besitz einer Bibel, erst mit der
Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern möglich wurde,
genauer erst, nachdem auch eine Bibel finanziell erschwinglich geworden
war! Noch im 17. Jahrhundert kostete in England die billigste Ausgabe des
Neuen Testaments ungefähr 1/4 eines Monatsgehalts eines einfachen
Arbeiters – laut Statistik wären das heute über 500 € Euro!
Über 1500 Jahre haben Christen die Bibel nur im Kirchengebäude
vernommen: anlässlich von Katechese und Gottesdienst. Sie haben sich
vermutlich einiges eingeprägt – ähnlich wie die Jünger Jesu, die ja auch
nicht Jesu Worte in einem Notizbüchlein vermerkt oder im Smartphone
abgespeichert hatten: Beides gab es nicht. Aber keine Angst: Sorgsam
auswendig Gelerntes behält man gut! Es wurde ja auch immer wieder
wiederholt und „saß“ deshalb! So trug jeder Gläubige ein wenig Bibel in
seinem Kopf – und in seinem Herzen – bei sich.
Leider setzte gegen Ende des 1. Jahrtausends eine Entwicklung ein, die
erst mit der Reformation wieder umgedreht wurde. Die Bibel wurde in
Westeuropa nur noch in Lateinisch vernommen. Und sie wurde dann
natürlich nicht mehr verstanden – ein Prozess, der so nicht beabsichtigt
wurde. Ähnliches kann man bei den Orthodoxen mit dem weithin
unverständlichen Kirchenslawisch beobachten – oder sogar bei
evangelischen Mennoniten in Ländern wie Mexiko oder Paraguay, die
untereinander Plautdeutsch sprechen, aber deren Gottesdienstsprache
Hochdeutsch ist, das viele nicht mehr 100%ig verstehen.
So war Latein eben auch normale Umgangssprache, bis sich auch dort
Dialekte entwickelten, die zu eigenständigen Sprachen wurden. Da war
dann eben die lateinische Bibel für den Italiener unverständlich geworden.
In germanischen Ländern wie England oder Deutschland oder in
slawischen Ländern wie Polen war ohnehin die Bibel sofort ein
fremdsprachliches Buch. Deshalb gab es schon früh Übersetzungversuche
in germanische Sprachen! Man denke an Bischof Wulfila und seine heute
in Uppsala/Schweden bewahrte Silberbibel!
Mit der Reformation setzte eine Bewegung ein, deren Wurzeln schon im
Mittelalter lagen: Die Bibel soll in der jeweiligen Landessprache gelesen
und somit direkt verstanden werden.
Und damit kehren wir zum Beginn des Artikels zurück: Unmittelbares
Verstehen deutet noch nicht Begreifen. Und ein verstandesmäßiges
Begreifen bedeutet noch nicht ein existentielles Verstehen: Was bedeutet
ein Bibelwort für meinen gelebten Glauben?
Im St Benedikt-Seminar – wie an wohl allen Seminaren und Universitäten in
Deutschland – mühen wir uns um ein rechtes Verständnis der Heiligen
Schrift. Wenn auch unser Ansatz konservativ ist, so nehmen wir doch auch
wahr, wie an deutschen Universitäten über die Heilige Schrift gelehrt wird.
Dass wir die Bibel studieren, scheint selbstverständlich. Es ist es dies aber
nicht. Nicht ohne Grund formuliert der 6. Artikel des Anglikanischen
Glaubensbekenntnisses der 39 Artikel von 1563: „Die Heilige Schrift
enthält alles, was zum Heil notwendig ist, so dass, was darin nicht zu lesensteht und daraus nicht bewiesen werden kann, niemandem als
Glaubensartikel oder als etwas Heilsnotwendiges auferlegt werden darf.“
Offensichtlich gab es auch zu jener Zeit Menschen, die den Inhalt ihres
Glaubens (Glaubensartikel) nicht aus der Heiligen Schrift holten. Aber die
39 Artikel halten dem die grundsätzliche Wichtigkeit der Schrift entgegen.
In ihr – allein – findet sich alles, was man wissen kann und muss, um zu
Gott zu gelangen. Dieses Aussage teilt die anglikanische Gemeinschaft
(Communion) mit der lutherischen und den reformierten Kirchen.
Das spezifisch Anglikanische entsteht dabei durch eine Eigenart der 39
Artikel. Da sie Grundlage für eine Staatskirche bildeten, in der
verschiedene theologische Ansichten (von anglo-catholic bis reformed)
zusammengehalten werden mussten, vermeiden sie an einigen Stelle zu
genaue Festlegungen. Das Bekenntnis stellt hier keinen klaren
Bezugspunkt her. Dem entsprechend weit kann die Schrift ausgelegt
werden. Der einzige Rahmen wird letztlich durch die altkirchlichen
Bekenntnisse gesetzt, die sich aber historisch bedingt über Fragen
ausschweigen, die zur Reformationszeit von kirchentrennendem Interesse
waren (z.B. Abendmahl als bloßes Gedächtnismahl oder Messopfer).
Aus allen diesen Überlegungen ergibt sich eine objektive Notwendigkeit
der tiefen Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift als dem Wort
Gottes, in der das eine Wort Gottes, Jesus Christus, gefunden werden
kann.
Buchbesprechung
The Reverend P. Dr. Joachim Feldes
Apostel der Skeptiker. C. S. Lewis als christlicher Denker der Moderne – von Norbert: Feinendegen
Mit seinem neuen Buch über Clive Staple Lewis (1898-1963) legt Norbert
Feinendegen, u.a. Dozent in der Erwachsenenbildung der römischkatholischen
Erzdiözese Köln, eine aktualisierte Fassung seiner
Dissertation über Lewis‘ „Denk-Weg zu Christus“ von 2008 vor. Zugleich
bündelt der Autor mit „Apostel der Skeptiker“ zahlreiche seiner
vorausgegangenen Arbeiten, angefangen von Beiträgen zu den
Diskussionen zwischen Lewis und Owen Barfield (2007) sowie den
Chroniken von Narnia als Orten der Begegnung mit Christus (2011) bis hin
zu Lewis‘ Reflexionen über die Trauer (2015).
Es geht Feinendegen darum, den Weg zu beschreiben, auf dem Lewis im
Glauben an die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus einen Schlüssel
zu einem Verständnis von Welt und Geschichte, letztlich eine Antwort auf
seine Frage nach der Wahrheit findet. Diese Wegbeschreibung gelingt dem
Autor auf Grund seiner umfangreichen und detaillierte Recherchen, aus
denen er eine gut verständliche Darstellung des Denkens von Lewis
entwickelt. So führt Feinendegen den Leser auf überzeugende Art durch
Lewis‘ Leben und Arbeiten als Philosoph, Literaturwissenschaftler und
Theologe, was die Lektüre sowohl für Einsteiger als auch für schon näher
mit Lewis Vertraute zum Gewinn macht.
Zunächst schildert er, wie Lewis während der 20er Jahre in der
Auseinandersetzung u.a. mit Barfield und dessen positiver Haltung zu
Rudolf Steiners Anthroposophie seine erkenntnistheoretische Position
schärft. Im Rückgriff auf Begrifflichkeiten des Philosophen Samuel
Alexander beschreibt Lewis Erfahrung als das, was sich dem Bewusstsein
als Resultat des Erlebens (enjoyment) und der Reflexion (contemplation)
präsentiert. Solche Erfahrung wird möglich, weil die Fähigkeit des
Menschen zur Imagination die Grenzen der menschlichen Vernunft
überschreitet.
Entsprechend kritisch äußert er sich zu einer positivistischen Einstellung,
wie sie damals Sprachphilosophen wie Gilbert Ryle vertreten. Denn
Sprache ist für Lewis nichts schlechthin Gegebenes oder
naturwissenschaftlich Analysierbares, sie ist veränderlich und deshalb nicht
ein-deutig, sie berge immer Bedeutung (meaning) und verweise zugleich
auf eine Wahrheit (truth), die sorgfältig voneinander zu unterscheiden
seien. Entsprechend verbiete sich – so Lewis in einer Vorlesung 1932 – ein
unkritischer Umgang mit dem sogenannten naturwissenschaftlichen
Weltbild und seinen weltanschaulichen Voraussetzungen. Nicht mit dem
Anspruch des Benutzen-Wollens (use), sondern der Bereitschaft zum
Empfangen (receive) solle der Mensch der Wirklichkeit gegenübertreten.
Nur so könne er – und hier reflektiert Lewis seine eigene Konversion zum
Christentum – die Erfahrung der Freude (joy) machen, die in ihm die
Sehnsucht nach dem Anderen, nach der Einheit mit Gott entfache.
Dem Mensch, der sich Begriff und Erfahrung des dreieinen Gott schenken
lasse, erschließe sich letztlich die Lösung der Frage nach Einheit und
Vielfalt der/des Menschen. Er erkenne die Inkarnation als Transposition
Gottes in die Welt und damit verbunden den sakramentalen Charakter der
Schöpfung. Die Inkarnation stelle dabei ein historisches und zugleich ein
Freiheitsgeschehen dar, das die Antwort des ganzen Menschen fordere.
Der Glaube an die Menschwerdung zwinge nicht zu einer bestimmten
Theorie, die so und nur so vertreten werden dürfe. Wo immer dieser
Anspruch erhoben werde, wäre das für Lewis – so schreibt er wiederholt in
den 40er Jahren – ein sicheres Zeichen, dass mit dieser Deutung etwas
nicht stimmt.
Mit seiner umfassenden Darstellung unterstreicht Feinendegen, wie wenig
eine exklusive Vereinnahmung Lewis‘ durch eine bestimmte
Weltanschauung seinem Denken und seiner Person gerecht wird. Vielmehr
zeigt er Lewis als unabhängigen Denker, Forscher und Gläubigen, der sich
der Moderne gegenüber nicht abkapselt, sondern ihr gelassen und kritisch
gegenüber tritt, um sie auf ihre Vernünftigkeit, Wahrhaftigkeit und
Menschlichkeit hin zu befragen.
Norbert Feinendegen: Apostel der Skeptiker. C. S. Lewis als christlicher
Denker der Moderne. Verlag Text & Dialog, 2015. 400 S., 29,95 €, ISBN
978-3-943897-22-7. Stimme hören“
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Studiendekan Pfr Winfried S. Küttner, PhD
(Das Allgemeine Gebetbuch, Teil III)
Die Worte aus dem 5. Psalm, die im Titel stehen (HERR, frühe wollest du
meine Stimme hören; frühe will ich mich zu dir schicken und aufmerken.
Ps. 5,4) zeigen nicht nur die Gewohnheit auf den Tag mit dem Gebet zu
beginnen. Sie zeugen zugleich eine Lebenshaltung: Der Beter ist immer in
Kontakt zu Gott, auch schon am frühen Morgen. Und das soll den ganzen Tag über so bleiben.
Bei Martin Luther, der ja in seiner Glaubenshaltung wesentlich vom Orden der Augustiner-Chorherren geprägt wurde, spiegelt sich das in den letzten Worten des Morgengebets aus dem Kleinen Katechismus (1529) wieder:
„Und alsdann mit Freuden an dein Werk gegangen und etwa ein Lied
gesungen, wie „Die zehn Gebote“, oder was deine Andacht gibt.“ Also bei
der Arbeit gebetet…!
So werden Gebete eben nicht absolviert, sondern sind Ausdruck eines
lebendigen Glaubens.
Das gilt auch für die ausformulierten Tagesgebetszeiten im AGB. Es ist
eine kontraproduktives Missverständnis, wenn sie „gelesen“ werden und
als Pensum absolviert. Das dürfte längerfristig der Beziehung zum
lebenden Gott schaden.
Auf der anderen Seite: Muss man vorgegebenen Gebetsordnungen folgen?
Man muss es natürlich nicht. Allerdings: Eine solche Frage ist sehr
modern; es ist das, was in etwas anderem Zusammenhang Martin
Mosebachs etwas überspitzt als „Häresie der Formlosigkeit“ bezeichnet.
Hat sie nicht die kulturelle Radikalität der Studentenunruhen der 68-iger.
Jahre des vergangenen Jahrhundert als Grundbedingung? Traditionen
seien per se schlecht, also fort damit. Aber stimmt das?
Formen, ja Rituale entwickeln sich immer. Sie sind hilfreich, weil sie uns
vom nutzlosen Zwang, sie je und je neu erfinden zu müssen, befreien. Sie
sind schön – man denke etwa an das Jahrtausende alte jüdische Ritual des
Sabbathbeginns: Da werden zwei Kerzen entzündet zusammen mit einem
Gebet, da stehen Wein, Salz und die Challotbrote bereit. Und mit dem
Ritual beginnt die Sabbathruhe, aus dem Gebet erfolgt ein Handeln. Eine
solche Form ist nicht per se „leer“. Es liegt an uns, ob wir uns ihrer
bedienen und sie mit Leben füllen oder eben als totes Ritual, als Pensum
und Pflichtübung – ja: töten.
Wie hilfreich gegebene Ordnungen sein können, darum dürften die
Verfasser des AGB gewusst haben. Das wollten sie bewahren. Ihr
Ausgangspunkt waren der klösterliche Gottesdienst der Tageszeiten und
das Brevierbeten der (römisch-katholischen) Priester vor Augen. So bietet
das AGB für das Morgen- und das Abendgebet zwei Versionen an: eine
kürzere, die die Familienandacht im Blick hat, und eine deutlich längere,
die den Gottesdienst in der Gemeinde anzielt. Da bis 1541 alle englischen
Klöster aufgelöst wurden, finden sich in AGB keine auf das klösterliche
Leben bezogene Gebetsformen.
Heinrich VIII hob die religiösen Orden auf. Aber schon 1626 entstand
offiziell die „Little Gidding Kommunität“, ohne Glaubensregel, ohne
Gelübde, aber doch hochkirchlich orientiert, charakteristisch für die
anglikanische Via media. Den Puritanern war sie ein Dorn im Auge. Mit
dem Tod ihres letzten Mitglied 1657 erlosch sie. Ab der Mitte des 19.
Jahrhunderts kam es dann zu klösterlichen Neugründungen.
Heute gibt es wieder anglikanische Formen gemeinschaftlichen Lebens –
Kommunitäten bis hin zu Klöstern. Sie greifen teilweise auf die Liturgien
zurück, die Ausgangspunkt für die im AGB zu findenden Morgen- und
Abendgebete sind.
Die ausführliche Form findet sich als Morgenlob ab S. 65 und als Abendlob
ab S. 167. Die kürzere Form des Morgenlobs, genannt Familienlob/Hausandacht (am
Morgen) findet sich auf im „Das Allgemeine Gebetbuch“ S. 29 ff, die Andacht am Abend auf S. 53 ff. wird in zwei Versionen dargestellt: als traditionelle Fassung (S. 66 respektive S. 168) und als alternative Fassung (S. 98 respektive S. 194).
Sie ersetzte dann teilweise den Sonntagsmorgengottesdienst (mit
dmahl), ein Praxis, die sich selbst heute noch findet und vor allem in
Nordamerika auch andere Kirchen, z. B. auch die lutherische, beeinflusste.
Wenden wir uns dem Morgenlob in der Fassung für die Familie zu – in der
heutigen Zeit, in der viele allein leben, sicherlich auch die Fassung für den
einzelnen Beter.
Das AGB gliedert das Gebet in drei Teile: einen Eingang, einen Hauptteil
und einen Schlussteil (Ausgang). Diese Aufteilung betont, dass das
Morgengebet an erster Stelle ein Gebet ist.
Den Rahmen bilden ein Votum der Vergewisserung und der Segen. Im
Segen fällt die „Wir-„Form auf: Der Segen wird nicht von einem Geistlichen
zugesprochen, sondern von der (häuslichen) Gemeinschaft erbeten. Das
unterstreicht, dass das Morgengebet Teil des Priestertums aller Gläubigen
ist: Es bedarf nicht eines ordinierten Amtsträgers!
Als Votum werden zwei Möglichkeiten angeboten: eine Vergewisserung
des Schöpfergottes als dem, der den Seinen hilft (Unsere Hilfe steht im
Namen des Herrn…) und die eigentlich juristische Formel „Im Names des
Vaters…“. Letztere hat sich überall in Deutschland in liturgischen
Gottesdiensten und Formen durchgesetzt: ob im Wortgottesdienst oder
beim Tischgebet, im Altenheim oder in der Schule. Ist es der Wunsch der
im Glauben wenig Geübten, dem Gottesdienst einen offiziellen Anstrich zu
geben? Denn das bewirken die Worten auf jeden Fall, das fühlt man.
Luther formulierte „Das walte Gott“ – das möge Gott geben. Diese fromme
Gebetshaltung ist uns in unserem Land leider weithin verloren gegangen.
Das Gebetsformular fährt mit dem Vater unser fort. Dann folgen die
Lesungen aus der Heiligen Schrift wie im AGB vorgeschlagen (Lektionar S.
1 ff) Hier wäre übrigens der geeignete Ort auch Psalmen einzufügen. Denn
dann folgen vorgeschlagene Gebete – das passt gut aufeinander. Der
Schlussteil erlaubt – oder erbittet? – das freie Gebet: Fürbitten für
nahestehende Menschen, die in geistlicher Not sind oder krank, Dank für
Bewahrung in der Nacht, Bitte um Leitung usw.
Weitere Gebete (und damit Vorschläge für Gebetsanliegen) folgen auf S. 41.
Ein Wort soll hier hinzugefügt werden über etwas, dass im AGB nicht
erwähnt wird. Einige Christen bekreuzigen sich, etwa beim Segen, andere
nicht. Da sind nach der Reformation verschiedene Traditionen entstanden,
die als konfessionelle Trennungsmerkmale ge-, ja missbraucht wurden.
Der schon erwähnte Morgensegen Luthers geht selbstverständlich vom
Bekreuzigen aus: „Des Morgens, so du aus dem Bette fährst, sollst du dich
segnen mit dem heiligen Kreuz und sagen: Das walte Gott Vater, Sohn und
Heiliger Geist! Amen.“ Das zeigt, dass das Bekreuzigen nicht typisch für
eine bestimmte Kirche ist. Es ist ein Gestus, der vermutlich schon bald zu
Beginn der Kirche praktiziert wurde, als es noch keine Bekenntniskirche, ja
nicht einmal eine Staatskirche gab. Wenn wir uns bekreuzigen, dann ist
das keinesfalls ein magisches Zeichen, sondern ein Ausdruck der
Zugehörigkeit zum gekreuzigten Christus, also eine Art gestisches
Glaubensbekenntnis. In der Taufe wird der Christ mit dem Zeichen des
Kreuzes gesegnet. Das findet gewissermaßen seine Fortführung in jedem
Kreuzzeichen, das wir schlagen. Wenn der Priester/Pastor die Gemeinde
im Auftrag Gottes mit dem Kreuzeszeichen segnet, dann bekennt sich
dazu, wer sich bekreuzigt: Was der Pastor zuspricht, gilt für den Beter
ganz persönlich.
Wer das nun gewohnt ist, der tut recht daran, es beizubehalten. Wer es
nicht gewohnt ist, tut nichts Falsches, wenn er sich nicht bekreuzigt. Nicht
ohne Grund lässt das AGB diese Frage offen. Unser Gewissen vor Gott
soll uns leiten, nicht eine tote Angewohnheit.
Wir sind frei – frei zu beten!
Junge Anglikaner, die mit dem Evangelium die Welt verändern wollen.
GAFCON – Originaltext Übersetzung
Das Crown Plaza Hotel neben dem International Convention Center in Jerusalem war während der „Weltweiten Anglikanischen Zukunftskonferenz“ voller Aktivitäten.
In einer Lobby im Erdgeschoss mischten sich junge Delegierte und Gäste
von GAFCON 2018. Sie genossen Erfrischungen und teilten ihre
Geschichten darüber mit, wie sie dort in Jerusalem ankamen. Ein weiterer
Besprechungsraum nebenan war mit einer ähnlich großen
Menschenmenge gefüllt. Sie alle waren dort zusammendrängt und
versuchten über den allgemeinen Lärm hinweg, die freundliche
Unterhaltung zu hören, was diese Gruppe gerade mitteilte.
James Flynn, ein Delegierter aus Sydney, Australien, setzte sich in der
Lobby auf einen Stuhl und erregte alle Aufmerksamkeit als er darüber
sprach, warum er 180 junge GAFCON-Delegierte eingeladen hatte, sich
hier zu versammeln. Es war die Chance, andere junge Christen zu treffen
und zu entdecken, dass sie nicht alleine waren. Die wachsende Zahl von
GAFCON-Mitgliedern in ihren 20ern und 30ern bestätigt die Botschaft von
GAFCON, dass sie die nächste Generation erreicht und dass das
Evangelium, die Frohe Botschaft von Jesus, historisch und unveränderlich
ist und in ihnen Wurzeln schlägt; und es schlägt besonders bei denen
Wurzeln, die am besten in der Lage sind, eine sich schnell und ständig
verändernde, moderne Welt zu steuern.
James Flynns Charisma, Begeisterung und die Gelegenheit, diese jungen
Erwachsenen miteinander zu verbinden, war ansteckend. Pfarrer Alan
Lukabayo, ein anglikanischer Priester aus Sydney, war auch anwesend,
um die Gruppe zu begrüßen und sie mit wenigen Worten zu ermutigen,
indem er sprach: Es besteht die Gefahr, dass ihr nach GAFCON kommt,
und dass ihr hören werdet: Ihr seid die Zukunft von GAFCON. Das aber
stimmt nicht. Denn ihr seid GAFCON.
Denn GAFCON zu sein heißt, an der Spitze dessen zu stehen, was Gott in
der Kirche jetzt weltweit tut: Nämlich ein (unfähiges kirchliches) System zu
erschüttern, welches die Kirche nicht mehr in der Einheit des Glaubens
zusammenhalten kann. Es braucht von euch Visionen, Energie und
Fähigkeiten, um dazu beizutragen, dass dies geschieht. Diese jungen
Anglikaner sind motiviert, diese Vision überall umzusetzen, wo sie gerade
leben. Die Zukunft von GAFCON muss das Herz der Bewegung
wiederspiegeln, die sich darauf gründet, wer wir heute sind; und wer wir
heute sind, spiegelt sich wieder in den vielen und unterschiedlichen
Gesichtern der jungen Anglikaner, die den orthodoxen Anglikanismus
zurückerobern und das einzig wahre Evangelium in unserer Welt verkünden
wollen.
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