Anglikanische Kirche: Biblische Grundlagen und missionarische Perspektive
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Theologische Stellungnahme zur Position der Anglikanischen Kirche in Deutschland e.V. als Vollmitglied von ACNA (Anglikanische Kirche in Nordamerika) und GAFCON innerhalb des weltweiten Anglikanismus.
Einleitung und kurzer Überblick über den weltweiten Anglikanismus
Die weltweite anglikanische Gemeinschaft steht seit mehreren Jahrzehnten unter erheblichem Druck. Besonders in den westlichen Provinzen haben sich tiefgreifende theologische Spannungen aufgebaut – insbesondere im Blick auf das Verständnis von Bibelautorität, christlicher Ethik und der missionarischen Aufgabe der Kirche. Diese Spannungen haben zu Spaltungen geführt, die nicht bloß struktureller Natur sind, sondern im Kern theologische Fragen berühren.

In diesem Zusammenhang ist die Anglikanische Kirche in Nordamerika (ACNA) entstanden – als Antwort auf eine Entwicklung, die zentrale Inhalte des biblisch-reformatorischen Anglikanismus verlassen hat. Zugleich bildet GAFCON (Globale-Anglikanische-Zukunfts -Konferenz) ein Netzwerk, das unter dem Kreuz Christi bibeltreue anglikanische Kirchen, durch theologische Klarheit, geistliche Erneuerung und missionarischen Einsatz zusammenführt.

1. Biblisches Fundament: Die Autorität der Heiligen Schrift
Die Grundlage der kirchlichen Einheit ist nach anglikanischem Verständnis nicht institutionell, sondern in der Wahrheit des Evangeliums verankert, wie sie in der Heiligen Schrift bezeugt wird. Die ACNA und GAFCON stehen ausdrücklich auf dem Fundament der Schrift – so wie es auch in der Präambel und im ersten Teil des offiziellen Anglikanischen Katechismus „To Be a Christian“ deutlich formuliert wird: „The Bible is God’s Word written… It is the supreme authority and unerring standard for Christian faith and conduct.“ (Christ-Sein – Anglikanischer Katechismus– Download Deutsch)
Dies entspricht der klassischen anglikanischen Haltung: „Zeigt uns etwas in der Schrift, das wir nicht lehren, und wir werden es lehren. Zeigt uns etwas, das wir lehren und das der Schrift widerspricht, und wir werden damit aufhören.“
Die Lehre, Liturgie und Lebensordnung der AKD, ACNA und GAFCON orientieren sich somit an dem normativen Maßstab des Wortes Gottes, verstanden als die vom Heiligen Geist eingegebene Offenbarung des dreieinigen Gottes.

2. Treue zum historischen anglikanischen Erbe
Die AKD, ACNA und GAFCON bekennen sich ausdrücklich zu den Grundlagen der anglikanischen Identität:
- Den Apostolischen und Nizänischen Glaubensbekenntnissen,
- den 39 Artikeln von 1571 als lehrmäßige Grundlage,
- dem Book of Common Prayer / Das Allgemeine Gebetbuch –
in seiner altkirchlichen und reformatorischen Prägung,
- sowie dem biblisch- historischen Bischofs-Amt und einer
Bischofsverfassung zur guten Leitung der Kirche Christi.
Diese Elemente sind nicht bloße Traditionen, sondern Ausdruck einer kirchlichen Theologie, die das reformatorische Evangelium in liturgisch-pastoraler Gestalt weiterträgt.
Der neue Katechismus „To Be A Christian“ – (Christ-Sein – in Deutsch) ist ein weiteres Zeichen für das Bemühen, diese Grundlagen für die Kirche und auf dem „säkularen Marktplatz“ in heutiger Sprache und biblischer Tiefe zu lehren.
3. Klares theologisches Bekenntnis in ethischen Fragen
Ein zentrales Motiv für die Neuausrichtung vieler Gemeinden innerhalb der ACNA und für die Formierung von GAFCON war die Notwendigkeit, an der biblischen Sexualethik festzuhalten – insbesondere in Abgrenzung zur Segnung homosexueller Partnerschaften, wie sie von Teilen der anglikanischen Kirchen im Westen praktiziert wird.
Diese Haltung basiert nicht auf gesellschaftlicher Konservativität, sondern auf folgenden theologisch-ethischen Grundüberzeugungen:
- Die Ehe ist die von Gott eingesetzte Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau.
- Sexuelle Beziehungen gehören in diesen geschützten Rahmen.
- Die Bibel verurteilt jede Form sexueller Unmoral, einschließlich homosexueller Praxis (vgl. Röm 1; 1Kor 6; 1Tim 1).
Gleichzeitig wird betont: Jeder Mensch ist Träger der Gottesebenbildlichkeit und verdient Seelsorge, Würde und Hilfe zur Umkehr – eine biblisch begründete Spannung aus Wahrheit und Gnade.

4. Die Anglikanische Gemeinschaft –
keine hierarchische, sondern eine glaubensverbundene Einheit
Die anglikanische Gemeinschaft ist historisch nicht eine zentralistische Organisation, sondern eine Communion gleichberechtigter Provinzen, die durch gemeinsamen Glauben und gemeinsame Praxis miteinander verbunden sind. Der Erzbischof von Canterbury hat symbolische Bedeutung, jedoch keine jurisdiktionelle Macht über andere Provinzen.
Einheit ist deshalb nur dort gegeben, wo sie in der Wahrheit der Heiligen Schrift und des Evangeliums verwurzelt ist. Wenn grundlegende Glaubensinhalte – wie etwa die biblische Anthropologie (Lehre über Menschsein und Sünde) oder die Erlösungsbedürftigkeit des Menschen – verlassen werden, dann ist die Trennung nicht Schisma, sondern Treue zur wahren Einheit in Christus.
Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts haben dies durch den Bruch mit Rom vorgemacht – nicht aus Kirchenspaltung, sondern aus Gehorsam gegenüber der Schrift und dem Evangelium.
5. Gemeinschaft mit der Mehrheit der weltweiten Anglikaner
Die ACNA und GAFCON sind nicht Randgruppen, sondern Ausdruck eines globalen Neuaufbruchs. Über 80 % der aktiven Anglikaner weltweit – insbesondere in Afrika, Asien und Südamerika – bekennen sich zur klassisch biblischen und evangeliumsgemäßen Linie, die GAFCON formuliert hat (Jerusalem Declaration 2008).
In diesem Sinne verstehen sich ACNA und GAFCON nicht als Abspaltung, sondern als Rückbindung an die Mehrheit des weltweiten anglikanischen Volkes Gottes. Die „neue Mitte“ des Anglikanismus liegt heute nicht mehr in England, sondern im Globalen Süden – und GAFCON verleiht dieser Realität eine theologische und missionarische Stimme.

6. Missionarischer Auftrag im Zentrum
Ein zentrales Kennzeichen der ACNA und GAFCON ist die Verpflichtung zur Evangelisation, Jüngerschaft und Gemeindegründung. Die Kirche lebt nicht für sich selbst, sondern existiert, um Menschen zum lebendigen Glauben an Jesus Christus zu führen. Dabei geht es um:
- die Umkehr von Sünde und Hinkehr zu Gott,
- das Leben in der Gnade aufgrund der Erlösung Christ,
- die Nachfolge in der Gemeinschaft der Gläubigen. (Apg.4,42)
Diese missionarische Berufung wird als das zentrale Anliegen der Kirche verstanden – getragen durch biblische Lehre, seelsorgerliche Verantwortung und geistliche Erneuerung.
Ein reformatorischer und geisterfüllter Anglikanismus
Die ACNA und GAFCON repräsentieren heute einen Anglikanismus, der biblisch verwurzelt, reformatorisch geprägt, geistlich erneuert und missionarisch ausgerichtet ist. (Siehe auch: Drei Strömungen im Anglikanismus.) Dieser Weg ist kein Rückzug, sondern ein mutiger Schritt in die Zukunft. Es ist ein Ruf zurück zur Wahrheit, zurück zur Schrift, zurück zum Evangelium. In dieser Berufung steht die AKD in Deutschland.
Ein Gebet
Herr, erhalte Deine Kirche in der Wahrheit deines Wortes, in der Kraft deines Geistes und in der Hoffnung deines Evangeliums. Führe sie zur Einheit im Glauben, zur Heiligkeit im Leben und zur Treue im Zeugnis – durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.